Van Til, Reinder: Lost Daughters: Recovered Memory Therapy and the People It Hurts

Grand Rapids 1997, ISBN 978-0-8028-4272-5

Ein sehr klug und übersichtlich aufgebautes Buch. In 10 Kapiteln bringt der Autor abwechselnd Fallbeschreibungen und Beiträge zur psychologischen und soziologischen Debatte. Die Fälle sind ähnlich furchtbare und traurige Fälle, wie sie jeder Kenner falscher Erinnerungen gelesen oder gar selbst erlebt hat. Der erste Fall betrifft die eigene Tochter des Autors.

Die Sachkapitel befassen sich mit

  • der „recovered memory“-Therapie, den gedächtnispsychologischen Grundlagen, der Entstehungsgeschichte seit Freud, den Voraussetzungen und Methoden der Therapeuten und der Macht der Suggestion,
  • dem radikalen Feminimus, seinem soziologischen und psychologischen Einfluss auf die „recovered memory“-Bewegung,
  • dem Kindesmissbrauch, den schlimmen Fakten, den tatsächlichen Fällen und den Fällen öffentlicher Hysterie (wie z. B. der Fall der McMartin-Vorschule),
  • multiplen Persönlichkeiten und satanischem Missbrauch,
  • religiösen Strukturen, sei es in „therapeutisch“ aktiven Sekten, sei es im Glauben an den Satan oder an  psychologische Inhalte, die dogmatischen Charakter annehmen und gegenüber allen wissenschaftlichen Argumenten immun sind.

Trotz der Entstehung vor 15 Jahren ist das Buch nicht überholt, weil die Situation der USA vor 15 Jahren durchaus mit unserer heute vergleichbar ist, und weil die wissenschaftliche Aktualität nicht im Vordergrund steht. Eines der besten Übersichtsbücher zu falschen Erinnerungen.