Tavris, Carol und Aronson, Elliot: Ich habe recht, auch wenn ich mich irre

München 2010, 384 Seiten, ISBN 978-3-570-50116-0

Ein sehr gut geschriebenes (und gut übersetztes) Buch und ein wichtiges Buch für falsche Erinnerungen, obwohl das eigentliche Thema des Buches die Selbstrechtfertigung ist. Trotzdem betrifft ein Teil des Textes direkt falsche Erinnerungen, besonders in der ersten Hälfte des Buches.

Es gibt nirgendwo sonst eine so klare Entlarvung des Zirkelschlusses bei Therapeuten, die erst die Verdrängung traumatischer Vorgänge voraussetzen und aus den Ergebnissen dann den Beweis für die Voraussetzung ableiten. Auch in dem Vorgang, dass viele Therapeuten eine große Liste von Symptomen als sicheres Anzeichen verdrängten Missbrauchs ansehen, dann aber gerade das Fehlen dieser Symptome als besonders schwerwiegendes Krankheitssympton ansehen, erkennt Tavris die Selbstrechtfertigung. Der Therapeut hat nämlich dann einen Glauben, der sich niemals als falsch erweisen kann und somit sämtlichen wissenschaftlichen Kriterien zuwiderläuft (siehe Wissenschaftliche Methoden, Dogma). Das Gleiche findet die Autorin explizit in Sigmund Freuds Schriften, der für sie alles, nur kein Wissenschaftler ist.

Es wäre für kritische Geister unter Therapeuten und Therapieopfern das Buch der Wahl, um zu erkennen, worin die Probleme der Trauma-Erinnerungs-Therapie liegen. „Gläubige“ werden allerdings das Buch gar nicht erst lesen wollen oder auch angesichts dieses Buches eine wirksame Rechtfertigungsstrategie finden.

Charakter: Lesenswertes Sachbuch, niemals ausufernd anekdotisch, aber gut verständlich. Wissenschaftliches wurde in die Anmerkungen verbannt. Gutes Sachregister.