Acocella, Joan: Creating Hysteria: Women and Multiple Personality Disorder

Hoboken NJ, 1999, 214 Seiten, ISBN 978-0-7879-4794-1

Die Autorin ist wissenschaftliche Journalistin, hat gut recherchiert und systematisch gearbeitet. Das umfangreiche Literaturverzeichnis und Sachregister zeigen das.

Die Autorin zeichnet die Entwicklung des Phänomens multipler Persönlichkeit von einer skurrilen Besonderheit zu einer epidemischen Massenbewegung mit etwa 40000 angeblich Betroffenen auf. Die Entwicklung begann mit dem Buch Sybil von Wilbur und Schreiber, der Initialzündung für die Multiplenbewegung und die „recored memory therapy“. Als exemplarischen Fall beschreibt sie die Therapie von Elizabeth Carlson durch Diane Humenansky in den Jahren 1989 bis 1993 und den Rückzieher der Patientin, die ihre Therapeutin erfolgreich wegen Falschtherapie verklagte.

Sie referiert über therapeutische und wissenschaftliche Methoden, über die Wurzeln der Bewegung in Feminismus und Psychoanalyse und über die Krise der Multiplenbewegung, die einerseits durch die Kritik der Wissenschaft in die Verteidigung gedrängt wurde, sich aber vor allem durch extreme Berichte des Missbrauchs durch Außerirdische und Satanisten selbst demontierte und im Verlauf der 90er Jahre in den USA selbst bei einer leichtgläubigen Öffentlichkeit ihre Glaubwürdigkeit verlor. So kam es zum Niedergang multipler Persönlichkeiten sowohl als wissenschaftlich als auch als öffentlich anerkanntes Phänomen.

Von allen Büchern über multiple Persönlichkeiten das, was den aktuellen Stand am besten darstellt und auch für Nicht-Wissenschaftler gut lesbar ist. Leider nicht auf Deutsch verfügbar.