Was sind falsche Erinnerungen an sexuellen Missbrauch und wie entstehen sie?

Was sind falsche Erinnerungen?

Erinnerungen sind falsch, wenn sie nicht auf tatsächlichen Erlebnissen beruhen. Wir alle haben viele falsche Erinnerungen, auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind. Sie entstehen auf Grund der Speichermechanismen im Gehirn, die in den letzten Jahrzehnten genauer erforscht wurden. Heute wissen wir: Praktisch jede Erinnerung ist verfälscht. Die Frage ist nur, in welchem Ausmaß..

Erlebte Inhalte, die uns von unseren Sinnesorganen vermittelt werden, werden genauso gespeichert wie erdachte oder von anderen mitgeteilte. Sie werden mit Interpretationen und weiteren Informationen verknüpft. Diese Verknüpfung findet aber nicht nur einmal statt, sondern bei jedem Erinnern wieder neu. Jedes Mal können neue Informationen hinzugefügt werden und vorhandene können verlorengehen. Wenn wir eine Erinnerung häufig abrufen oder darüber grübeln, kann sie bis zur Unkenntlichkeit verändert werden. Wenn z. B. die Information „das habe ich gehört“ oder „das habe ich mir vorgestellt“ verloren geht, dann betrachten wir sie als erlebt und eine völlig falsche Erinnerung ist entstanden.

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Wie entstehen falsche Erinnerungen an sexuellen Missbrauch?

Wieso kommt es ausgerechnet zu falschen Erinnerungen an sexuellen Missbrauch in der Kindheit? Denn das ist etwas, was niemand in Zusammenhang mit seinem eigenen Leben bringen möchte. Wenn jemand eine einigermaßen glückliche Kindheit erlebt hat, erscheint dieser Gedanke besonders abwegig, und deshalb entstehen diese Erinnerungen selten im normalen Leben.

Falsche Erinnerungen an sexuellen Missbrauch entstehen, weil es so viel tatsächlichen sexuellen Missbrauch gibt. Dieser kann große psychische Schwierigkeiten im Leben zur Folge haben. Der Umkehrschluss jedoch, dass psychische Schwierigkeiten häufig oder regelmäßig auf sexuellen Missbrauch zurückzuführen sind, ist wissenschaftlich völlig unbegründet, wird aber von vielen Psychotherapeuten und anderen Lebenshelfern immer wieder vertreten. So konnten sich Psychotherapien entwickeln, die im Glauben, das Beste für ihre Patienten zu tun, versuchen, eine nicht vorhandene Erinnerung an sexuellen Missbrauch in der Kindheit „wiederzubeleben“. Im Vertrauen auf seinen Therapeuten folgt der Patient Suggestionen und Aufforderungen, sich einen erlebten Missbrauch vorzustellen. Das bringt ihn dazu, sich intensiv mit der Frage zu beschäftigen, wie ein sexueller Missbrauch in der Kindheit sich abgespielt haben könnte. Jeder Ansatz zu einer Missbrauchsvorstellung wird in der Therapie als eigenes Erlebnis gedeutet. Dann ist es nach dem, was wir oben zur Erinnerungsverfälschung gelernt haben, nur noch eine Frage der Zeit, bis aus Vorstellungen eine falsche Erinnerung wird.

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Folgen von falschen Erinnerungen an sexuellen Missbrauch

Falsche Erinnerungen an sexuellen Missbrauch zerstören Familien in oft irreparabler Weise und können den Betroffenen ein schweres Trauma zufügen.

Die schlimmen Folgen beginnen oft schon, bevor die falsche Erinnerungen überhaupt entstanden sind. Die Therapeuten pflegen den Patienten jeden Kontakt mit möglichen Schuldigen – und das sind meist die Väter – zu untersagen, um jede andersartige Beeinflussung des Patienten auszuschließen. Meist erfährt der Beschuldigte nicht, was vor sich geht und hat keine Möglichkeit zur Intervention. Ist aber eine falsche Erinnerung an sexuellen Missbrauch erst entstanden und vom Patienten akzeptiert, so erweist sich dieser Kontaktabbruch nachträglich als scheinbar gerechtfertigt.

Dieser Kontaktabbruch zerreißt eine Familie. Häufig folgt eine Strafanzeige gegen den angeblich Schuldigen. Der muss sich jetzt vor Gericht gegen den Vorwurf verteidigen. Das Gericht stützt sich nur auf die Zeugenaussage des Opferzeugen. Es steht Aussage gegen Aussage. Eine Verurteilung zu Unrecht ist nicht unwahrscheinlich, wenn der Beschuldigte sich nicht auf einen sachkundigen Anwalt stützen kann.

Die Therapierten leben nach Abschluss der Therapie mit dem Bewusstsein, durch Personen ihres Vertrauens schweres Unrecht erfahren zu haben. Oft sind sie für den Rest ihres Lebens Opfer einer schweren psychischen Störung, weil das vorgestellte und falsch erinnerte Trauma in seiner Wirkung sich nicht wesentlich von einem tatsächlich erlebten unterscheidet. Es gibt bei derartigen Therapien letztlich nur Verlierer.

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